Ein original Schweinfurter Grün (das dem Wort Giftgrün zugrunde liegt) ist nicht
mehr im Handel. Früher war Kupferarsenitacetat unter einer Vielzahl von Namen bekannt, am häufigsten handelte man mit Mitisgrün. Heute wird ein Phthalocynin-Farbstoff verwendet, der unbedenklich ist und die gleiche brillante Qualität aufweist wie der
berühmt-berüchtigte Grünton. Wenn man ihn mit etwas Weiß und einer Spur Gelb
anmischt, kommt die Mischung dem historischen Grün recht nah.
Die
Verwendung von Grünspan, einer sauren Kupferverbindung, reicht weit in die
Antike zurück. Dieser frische Farbton hat wahrscheinlich unwiderstehlich auf
die Menschen gewirkt, deren Palette sonst recht begrenzt gewesen sein muss. Sie
setzt den reichlich vorhandenen Roten Erden und Ockern einen frischen
Kontrapunkt gegenüber. In der Malerei war dieser Farbton deshalb sei langem
beliebt und ist auch in den Wandmalereien von Pompeji nachweisbar, also seit
Jahrtausenden in Verwendung. Man behandelte Kupfer mit Weintrestern, die man
gären ließ, und erhielt so die nötige Essigsäure. Ob die Menschen in der Antike
sich der Giftigkeit von Kupfergrün bewusst waren, ist schwer feststellbar. In
Ägypten fand diese Substanz sogar als Schminke Verwendung. In Russland bemalte
man Metalldächer damit, dem natürlichen Prozess entgegenkommend, den wir auf Kupferdächern
in allen Städten kennen.
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Schonungen bei Schweinfurt, wo bis heute
die Gemeinde durch Farbrückstände im Boden belastet wird |
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Das 19. Jahrhundert entdeckte seine Liebe zu Grün. Es tauchte ab 1800, wenn auch noch wenig in der
Malerei, doch sehr oft als Innenanstrich auf, und im Biedermeier war dieser Ton
Modefarbe und strahlte von den Wänden des Grünen Salons in so manchem
bürgerlichen Haus. Nach und nach verbreitete sich allerdings die Erkenntnis,
dass der Anstrich giftige Ausdünstungen von sich gab, dass die Arsenverbindung
sich durch das Aufbringen auf Kalkputz aus der Farbe löste und in die Atemluft
überging.
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Ein Gemälde von Gauguin mit ähnlichen Farbtönen; auch in seiner Zeit wurde der giftige Grünton durch andere ersetzt |
1882 folgte daher ein Verbot dieses Pigments für Anstriche, 1888 für Künstlerfarben, wobei sich nicht so
rasch ein Ersatz fand. Bis heute sind Altlasten auf den Geländen alter
Farbwerke ein Problem, wo die gesundheitsschädlichen Ablagerungen 200 Jahre
überdauert haben.
In der
Malerei taucht ein leuchtendes kaltes Grün bei den Vorläufern des
Impressionismus wie z.B. bei Leonardo da Vinci auf. Auch bei den Fauves war es
beliebt. Die klassische Moderne bedient sich gern dieses fast psychedelischen
Farbtons. Zu diesem Zeitpunkt waren die Heliogenfarben schon bekannt, hatten sich aber noch nicht gegen den schönen, frischen Farbton durchgesetzt.
Im Handel sind heute ausschließlich imitierte Farbtöne anstatt von Schweinfurter Grün. Die Ungiftigkeit der Pigmente hat einen hohen Stellenwert bekommen. Die Heliogen- und Chromtöne (Chromoxydgrün stumpf und Chromoxydgrün feurig) können ohne Bedenken verwendet werden, anders als das alte Chromgrün, das aber nicht mehr im Handel ist und nur noch in der Gemälderestauration eine Rolle spielt.
Auch das Zinnobergrün ist nicht mehr die alte Verbindung, sondern eine moderne Neuschaffung. Am nächsten kommt das Heliogrün von Schmincke an das klassische Schweinfurter Grün heran.
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