Montag, 29. April 2013

Farbe der Woche: Schweinfurter Grün

Ein original Schweinfurter Grün (das dem Wort Giftgrün zugrunde liegt) ist nicht mehr im Handel. Früher war Kupferarsenitacetat unter einer Vielzahl von Namen bekannt, am häufigsten handelte man mit Mitisgrün. Heute wird ein Phthalocynin-Farbstoff verwendet, der unbedenklich ist und die gleiche brillante Qualität aufweist wie der berühmt-berüchtigte Grünton. Wenn man ihn mit etwas Weiß und einer Spur Gelb anmischt, kommt die Mischung dem historischen Grün recht nah.
Die Verwendung von Grünspan, einer sauren Kupferverbindung, reicht weit in die Antike zurück. Dieser frische Farbton hat wahrscheinlich unwiderstehlich auf die Menschen gewirkt, deren Palette sonst recht begrenzt gewesen sein muss. Sie setzt den reichlich vorhandenen Roten Erden und Ockern einen frischen Kontrapunkt gegenüber. In der Malerei war dieser Farbton deshalb sei langem beliebt und ist auch in den Wandmalereien von Pompeji nachweisbar, also seit Jahrtausenden in Verwendung. Man behandelte Kupfer mit Weintrestern, die man gären ließ, und erhielt so die nötige Essigsäure. Ob die Menschen in der Antike sich der Giftigkeit von Kupfergrün bewusst waren, ist schwer feststellbar. In Ägypten fand diese Substanz sogar als Schminke Verwendung. In Russland bemalte man Metalldächer damit, dem natürlichen Prozess entgegenkommend, den wir auf Kupferdächern in allen Städten kennen.
Schonungen bei Schweinfurt, wo bis heute
die Gemeinde durch Farbrückstände
im Boden belastet wird

Das 19. Jahrhundert entdeckte seine Liebe zu Grün. Es tauchte ab 1800, wenn auch noch wenig in der Malerei, doch sehr oft als Innenanstrich auf, und im Biedermeier war dieser Ton Modefarbe und strahlte von den Wänden des Grünen Salons in so manchem bürgerlichen Haus. Nach und nach verbreitete sich allerdings die Erkenntnis, dass der Anstrich giftige Ausdünstungen von sich gab, dass die Arsenverbindung sich durch das Aufbringen auf Kalkputz aus der Farbe löste und in die Atemluft überging.
1882 folgte daher ein Verbot dieses Pigments für Anstriche, 1888 für Künstlerfarben, wobei sich nicht so rasch ein Ersatz fand. Bis heute sind Altlasten auf den Geländen alter Farbwerke ein Problem, wo die gesundheitsschädlichen Ablagerungen 200 Jahre überdauert haben.
Ein Gemälde von Gauguin mit ähnlichen Farbtönen;
auch in seiner Zeit wurde der giftige Grünton
durch andere ersetzt
In der Malerei taucht ein leuchtendes kaltes Grün bei den Vorläufern des Impressionismus wie z.B. bei Leonardo da Vinci auf. Auch bei den Fauves war es beliebt. Die klassische Moderne bedient sich gern dieses fast psychedelischen Farbtons. Zu diesem Zeitpunkt waren die Heliogenfarben schon bekannt, hatten sich aber noch nicht gegen den schönen, frischen Farbton durchgesetzt.

Wir bieten heute ausschließlich imitierte Farbtöne anstatt von Schweinfurter Grün an. Die Ungiftigkeit der Pigmente hat einen hohen Stellenwert bekommen. Die Heliogen- und Chromtöne (Chromoxydgrün stumpf und Chromoxydgrün feurig) können ohne Bedenken verwendet werden, anders als das alte Chromgrün, das aber nicht mehr im Handel ist und nur noch in der Gemälderestauration eine Rolle spielt. Auch das Zinnobergrün ist nicht mehr die alte Verbindung, sondern eine moderne Neuschaffung. Am nächsten kommt das Heliogrün von Schmincke an das klassische Schweinfurter Grün heran.
Mehr über die Entwicklung dieser Farbe

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