Montag, 11. November 2013

Paint it Black

Tuschzeichnung von Rembrandt
 Von Schwarz war in diesem Blog schon oft die Rede. Meistens ging es in diesem Zusammenhang um die Verwendung und Technik, um die Unterscheidung in feste und flüssige Stoffe. Wir sprachen von Graphit, Kohle, Kreiden und Tusche, Aquarellfarben und anderen Arten. Heute soll es um das gehen, was die schwarzen Materialien schwarz macht.

Der Begriff „Pigmente“ fiel schon häufiger. Die großen Hersteller verwöhnen uns mit einem reichen Angebot: Schwarz ist nicht gleich Schwarz. Seit alter Zeit dienen dem Maler Substanzen mineralischer und organischer Herkunft mit unterschiedlichen Eigenschaften. Schwarz aus Kohle oder Ruß ist neben dem roten und gelben Ocker und weißer Kreide das älteste Pigment in der Hand des Menschen. Es war seit der Entdeckung des Feuers ein überall und jederzeit verfügbares Pigment, wir können uns gut vorstellen, dass der Mensch in seinen Anfängen zum Stück Holzkohle griff, um seine Vorstellungen an die Felswand zu kritzeln; und wenn man auch bezüglich der Echtheit vieler Höhlenbilder geteilter Meinung sein kann, so ist kaum zu bezweifeln, dass schon bei den ersten Zeichnungen des Menschen die Kohle eine dominierende Rolle spielte. Es war eine Frage des Geldes, wenn Skizzen in einer sehr eingegrenzten Palette gezeichnet und getuscht wurden. Es war auch eine Frage der Gewohnheit, wenn Farbigkeit in diesem Rahmen kaum vermisst wurde. Ein wenig Kolorierung, ein roter Stempel, das war hier und in Asien alles, was an Farbe im Bild auftauchte. Die Vorstellungskraft des Betrachters machte die Bäume grün und den Himmel blau. Erst als die Impressionisten und die Fauves die traditionelle Zuweisung von Farbtönen in Frage stellten oder über den Haufen warfen, wurde die farbige Darstellung ein unverzichtbares Gut.
Chinesische Tuschzeichnung
Mehrere Blöcke Chinatusche
Es ist von Bedeutung für die Entwicklung der Kultur, dass ein Schwarzpigment sich so allgegenwärtig, überall verfügbar und praktisch kostenlos anbot. In Asien entwickelte sich aus diesem Grundstoff der jahrtausendelang verwendete Tuscheblock, der durch Reiben in einer Steinpfanne mit Regenwasser eine feine, leicht blaustichige, tiefschwarze Tinte ergab.

Zeichnen und Schreiben war hier sehr verwandt, das Werkzeug für beides war der Pinsel.
Mit der Verfeinerung der Malerei, mit der Verwendung verschiedener Bindemittel, Untergründe und Werkzeuge entstand das Bedürfnis nach Entwicklung verschiedener Schwärzen, sowohl das billige Material für die schnelle Skizze, die nur der Vorbereitung der Malerei diente, war gewünscht, als auch das feine und tiefdunkle Schwarz als Schreibtinte, als Pigment in der Miniatur- und Buchmalerei. Die Zartheit der Buchkunst profitiert von besonders feinen Pigmenten.
Moderne Kopie eines Bucheinbands
mit Elfenbeinschnitzerei
Im Mittelalter, als die kostbaren Manuskripte auf geglätteter Schafs- oder Ziegenhaut ausgeführt wurden (denn nichts anderes ist Pergament), experimentierte man ebenso mit prächtigen Goldtinten auf Purpur wie mit feinen Schwärzen für den Fließtext und schloss diese Kostbarkeit in geschnitzte Deckel, die kostbarsten von ihnen in geschnitzte Elfenbeintafeln. Beim Schnitzen entstehen Späne, die aufgrund ihres hohen Preises für dieses Material dazu anregten, jedes Bisschen zu nutzen. Wenn man sie vorsichtig verkohlte, ergaben sie ein Schwarz von großer Tiefe und Feinheit: Elfenbeinschwarz.

Lange war es das teuerste unter den Schwarzpigmenten. Wir finden es auch heute noch, allerdings wird es aus entfetteten Tierknochen produziert, dem Artenschutz Folge leistend.
Lange schon war das Beinschwarz bekannt, das aus Knochen hergestellt wurde, es war allerdings nicht von der edlen Feinheit des Elfeinbein-Pigments.
Billig und leicht zu erlangen war das Lampenschwarz, es handelte sich immer schon um Ruß, der über der Flamme von Petroleumlampen aufgefangen wurde. Auch dieser Ton findet sich bei der angebotenen Skala, ein neutraler Ton ohne Stich.
Eine leicht bräunliche Färbung hat das Holzkohlegrau. Außerdem gewinnt man aus verkohlten Weinstöcken das Rebenschwarz.
Schiefer- und Manganschwarz waren oder sind als Mineralschwarz im Handel. Auch Eisenoxyd kann als billiger Grundstoff dienen, vielfach unter der Bezeichnung „Mars Black“.  


Während alle diese Schwarztöne auf einer schwarzen Substanz beruhen, gibt es auch Schwarztöne, die sich aus Buntfarben zusammensetzen. Diese sind beliebt, wenn es gilt, Lasuren mit Schwarz zu mischen, die keinen Störfaktor im Bild darstellen sollen, wie echte Schwarzpigmente es manchmal sein können. Das Paynesgrau, das wir schon kennengelernt haben, ist eine solche Mischung aus einem Blau- und einem Braunton. Der bläuliche und der bräunliche Ton neutralisieren sich nahezu und lassen nur einen leichten Blaugrünstich übrig.
Ähnlich ist es mit Neutraltinte, in der ebenfalls Buntpigmente den Grundstoff bilden. Diese ergeben in der Auswaschung einen leichten Violettstich. Ebenfalls aus Buntfarben ermischt der Hersteller das Neutralgrau, das allerdings keinen Farbstich aufweist, sondern in dem die Farbtöne ausbalanciert sind. Wir bieten Ihnen eine große Auswahl an Schwarztönen an, die größte Zahl von Pigmenten finden Sie im Bereich von Aquarellfarben, aber auch bei Acrylfarben, Tinten und Tuschen, im Bereich der Kreiden und Buntstifte und bei wertigen Ölfarbsortimenten können Sie sehen, dass Schwarz nicht gleich Schwarz ist.

Freitag, 16. August 2013

Zeichnen mit Farbstiften, ein Gastblog


  
Heute stelle ich Ihnen eine Gastbloggerin vor:
Helga von Pfeil, die selber zeichnet und auch Zeichenkurse gibt.

Zeichnen mit Farbstiften

Farbstifte sind ein unterschätztes Malmedium. Sie sind unkompliziert, leicht zu transportieren, immer sofort einsatzbereit und sie sind uns von Kindesbeinen an vertraut. Farben, die nicht unkontrolliert verlaufen und überaus steuerbar sind. So erzielen auch Malanfänger schnelle Erfolge. Auf gutem satiniertem Papier können kleine Fehler auch mal (mit einem Tintenradierer) entfernt werden. Keine bösen Überraschungen!
Eine schnelle Skizze einer Straßenszene im Reisetagebuch, eine Landschaft auf dem Skizzenblock oder auch ein detailgetreues Stillleben, wie ich es bevorzuge. Unbegrenzte Möglichkeiten: Eines schließt das Andere nicht aus. Probieren geht über Studieren!
In meinem Zeichen-Studio beginnen wir nach dem Aufbau des Stilllebens mit einer Bleistiftskizze. Erst dann wird zum Farbstift gegriffen und die Skizze Schritt für Schritt  koloriert. Hierbei verwenden wir ausschließlich Schwan-Stabilo-Dünnkernstifte. Nur mit diesen hochwertigen Farbstiften können wir unbegrenzt Farbschicht über Farbschicht auftragen. Es entstehen vielschichtige Farbmischungen ohne, dass unser Zeichenkarton "gesättigt" wird.
Schwan-Stabilo-Dünnkernstifte wurden bereits 1925 entwickelt. Seinerzeit nicht nur für Künstler, sondern vor allem für technische- z. B. Architektur-Zeichnungen. Sie sind von gleichbleibender Qualität, enthalten hochwertige Pigmente und sind bruchsicher. Die festen Minen lassen sich sehr dünn anspitzen und ermöglichen dann hauchfeine Linien. Die Dünnkernstifte haben eine lange Lebensdauer. Sollte der Stift in Ihrer Lieblingsfarbe doch einmal verbraucht sein, kann man die Stifte einzeln nachkaufen. Und weiter zeichnen…

Liebe Firma Schwan-Stabilo,
falls Sie diesen Blog lesen:  Wir wünschen uns weitere Farbtöne und würden uns besonders über einige zusätzliche Grüntöne freuen.
Zeichen-Schule, Sierichstraße 8,
Hamburg-Winterhude
Telefon: 0173 – 625 91 75,
hvonpfeil@googlemail.com
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Helga v. Pfeil, im August 2013

Freitag, 2. August 2013

Die großen Künstlertechniken: Ei-Öl-Tempera

Albrecht Dürer, Anbetung der Könige
Die Geschichte der Ölmalerei ist nicht so alt wie die Tempera-Techniken. Bereits im Mittelalter, noch bevor das Ölbild großen Rang erlangte, malte man mit Tempera auf Holztafeln. Aus der Ikonenkunst kennen wir das noch aus der byzantinischen Ära. Die Ölmalerei wird im Straßburger Manuskript über Maltechnik beschrieben und wurde von den Niederländern Jan und Hubert van Eyck bekanntgemacht. Und noch lange nach dem Übergang zur Ölmalerei verlor die Tempera nicht ihre Funktion als Untermalfarbe, in der das Bild bis hin zu der letzten, lasierenden Ölfarbschicht aufgebaut wurde. Das Prinzip hieß "fett über mager". Man begann mit der Zeichnung, machte sie durch eine Untermalung plastisch, hierbei wurde meist eine dünne Harzschicht aufgetragen, in der die Partikel der weißen Höhung gut hafteten. So trocknete die Untermalung rasch und erlaubte den Auftrag der finalen Ölfarbschicht. Wenn also bei den Werken der Alten Meister von Ölbildern die Rede ist, so sind diese möglicherweise mit Eitempera untermalt, was in der Renaissance als Selbstverständlichkeit galt.
Was ist der Sinn, Ei und Öl in eine Emulsion zu bringen?
Anrühren von Ei-Öl-Tempera
aus dem Video der Firma Schmincke
Wie es in diesem sehr instruktiven Video von Schmincke erklärt wird, ist der Vorgang, die Farben mit einer Ei-Öl-Mischung anzurühren, mit etwas mehr Aufwand verbunden, als wenn man einfach eine Tempera aus der Tube verwendet. In Tuben ist Ei-Öl-Tempera nur selten zu finden, und das hat seinen Grund in der geringeren Haltbarkeit der Mischung. Ein Vorteil beim Selbermischen ist ja auch, dass man seine Farbe so mager, so fettig oder so harzig anrühren kann wie man selber es braucht.

Ei-Tempera von Rowney
Tempera -- das Wort bedeutet "gemäßigt". Das kommt daher, weil ein ausgewogenes Verhältnis von Ei, Öl, Harz, Pigment und Wasser gefunden werden muss. Harz ist ein Trockungsbeschleuniger, führt aber beim Übermaß zu Trockungsrissen. Ein zu großer Anteil an Öl erzeugt nach dem Trocknen Schrunden, die Oberfläche sieht aus wie ein vertrockneter Apfel. Das liegt daran, dass das Volumen des Öls sich vergrößert, denn im Trocknungsprozess nimmt es Sauerstoff auf. Bei Harz wiederum verdunsten die flüchtigen Lösungsmittel-Anteile, und es schwindet und reißt. Darum führt ein stabiles und gut ausgewogenes Verhältnis von Öl und Harz zu einem gleichmäßigen Trocknungsverhalten und später zu einem haltbaren Ergebnis.
Der Ei-Anteil macht die Farbe geschmeidig beim Anreiben und im Pinsel und erzeugt die feine Verteilung der Partikel, die sich durch die Trübung des Malmittels anzeigt. Das Wasser darf ebenfalls nicht in zu großer Menge zugegeben werden, um die emulgierende Wirkung des Eigelb nicht aufzuheben.
Pigmente aus unserem Sortiment
Die Proportionen von Öl, Harz und Pigment sind in der Ölfarbe gut ausgewogen, wenn Sie sie in Tuben kaufen. Bei der selbstgeriebenen Tempera muss der Maler das richtige Verhältnis austesten. Das mag eine Herausforderung sein, belohnt Sie aber mit einem vielseitigen Material, das rasch trocknet, daher in Schichten in rascher Folge aufgetragen werden kann und sich ideal als Untermalung für Ölfarben eignet. Vielleicht reizt Sie die Freiheit, mit den Komponenten zu experimentieren? Und die selbstangerührte Farbe ist preiswert.
Wir bieten eine reiche Auswahl an Pulverpigmenten und Ölen, Firnissen und weiterem Zubehör an wie Spachtel und Paletten und vieles andere.
Hier finden Sie eine weitere sehr ausführliche Beschreibung der altmeisterlichen Technik.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Die großen Künstlertechniken und ihr Material: Pastellkreiden

Frankfurter Meister, Bildnis des Tollhausverwalters
Anton Antoni, 65 x 53 cm,
Pastell auf Pergament, 1820
Was ist das Besondere an nebenstehendem Porträt?
Beim flüchtigen Hinsehen drängt sich die Ähnlichkeit mit dem Ölbild auf. Zarte Übergänge, feinste Nuancen und Farbschattierungen sind auch hier vorhanden. Kann man glauben, dass es sich auch hier um Kreidezeichnungen handelt? Wo man doch annehmen würde, dass die Kreide einen groben, schartigen Strich hinterlässt, keine weichen, fließenden Übergänge wie ein flüssiges Medium. Doch, das ist mit Pastellkreiden möglich. Gebunden mit Kaolin, einem hochfeinen Mineral, dem Grundstoff von Porzellan, kommen die Kreiden zart und pudrig daher.


Pastell -- das ist im Grunde nichts anderes als ein leicht gebundenes, in Stangen gepresstes Pigment. Das Bindemittel kann variieren, die Hersteller gehen mit dem Wissen vertraulich um. Die Stifte färben bei der leichtesten Berührung ab, darum werden sie in einer Papierhülle geliefert. Sie haben eine pulverige-trockene Oberfläche und geben beim Auftragen auf das Papier (vorzugsweise rauhere Qualitäten wie Ingres) unter schleifenden Geräuschen einen aufgerissenen, kreidigen Strich ab. Nicht jedermanns Sache. 
Die Sängerin Caterina Regina Mingotti

 Anton Raphael Mengs, um 1750
Andererseits erlauben sie zarte Verläufe der Farben, die dieses künstlerische Mittel bei den Porträtmalern äußerst beliebt gemacht hat, und ihren Höhepunkt erreichte diese Technik im Rokoko und dem ausgehenden 18. Jh. Ist es ein Zufall, dass gerade das Rokoko, die Zeit, in der die Morgentoilette hauptsächlich im Auftragen von Puder bestand, vernarrt war in die Pastelltechnik? Es waren vielfach die höfischen VIPs, die den schmeichelnden Charakter des Pastells schätzten, mit dem der Künstler der Haut seiner Kundinnen und Kunden einen perlmuttartigen Schimmer verleihen konnte, glänzende Augen und glamouröse Seiden- und Samtstoffe schildern, die dem Gesicht den repräsentativen Rahmen verschafften. Entsprechend ist die verführerische Seite der Pastellmalerei diese Leichtigkeit, mit der sich glatte Übergänge malen lassen. Der Kitsch lauert gleich um die Ecke.

Eine Landschaftskizze kann in kürzester
Zeit entstehen, 15 Minuten dauerte diese
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Die Pastelltechnik hat ihre Position seither aber nicht ganz verloren. Ihr Vorteil ist, dass sie ein schnelles, spontanes Arbeiten unterstützt, man braucht außer einem rauhen Papier wie Ingres- oder Velourspapier keine Vorbereitungen, man sieht die Farbtöne etwa so, wie sie am Schluss erscheinen, man kann sie auf dem Bildgrund mischen und in winzigen Portionen auftragen, so dass feinste Nuancen sichtbar werden. Sie kann auch kompromisslos und wild verwendet werden, sie unterstützt das ungeplante Arbeiten, erlaubt aber dem Künstler dennoch die volle Kontrolle.
Wir bieten Pastellkreiden mehrerer Hersteller an
 Hier einBeispiel für heutige Arbeiten mit Pastellkreiden.
Einziges Problem bei diesen Arbeiten war die Fixierung, die in vergangenen Jahrhunderten durch das Tränken mit einer Leimlösung vorgenommen wurde, später aber durch den Auftrag von gelösten Lacken wie Schellack, die in einer leicht flüchtigen Flüssigkeit wie Birnenäther aufgetragen wurden, indem man sie zerstäubte. Heute verwenden wir überwiegend Sprays; früher geschah das durch das Aufblasen mit einem Röhrchen oder mittels eines Gummiballons. Wir bieten weiterhin ein solches Röhrchen für den sparsamen Auftrag von Fixativ an.
Ein wenig Übung ist dabei vonnöten; probieren Sie es am besten vorher aus, bevor Sie die Spitze des Zerstäubers auf Ihr bestes Werk richten.  Und Sie sollten keine Angst davor haben, zeitweilig Ihre eigene Farbe zu verändern. Wie mein Kunstlehrer in der Schule sagte: "Ein sauberer Künstler ist ein fauler Künstler."