Farbe der Woche: Sepia, Bister und andere Zeichentuschen
Sepiazeichnung von Rembrandt (1606-1669) |
Sepia
war ursprünglich eine Absonderung von Tintenfischen und Kraken, die eine
schwärzliche Substanz benutzen, um bei Gefahr eine Wolke um sich zu erzeugen,
die dem Verfolger die Sicht nimmt. Bis ins 19. Jh. entnahm man frisch
gefangenen Tintenfischen den Beutel mit dieser Tinte und fertigte daraus eine
bräunlich-schwarze Farbe zum Malen und Schreiben.
Seit
Jahrhunderten war auch Bister in Gebrauch, das ist eine Lösung von Holzruß, der
in Verdünnung verschiedene Schattierungen von Braunschwarz aufweist, je nach
Holzart und Behandlung.
Schloss Arenenberg von Westen. Sepiazeichnung von Hortense de Beauharnais, um 1816 |
Beide
Substanzen erlaubten eine große Spannweite von zartesten Schattierungen bis zum
dramatischen Schwarzbraun.
Es war
eine Frage der Ökonomie, wenn viele Ansichten von Orten, Städten und
Landschaften mit solchen unbunten Malmitteln angefertigt wurden. Buntpigmente
waren sehr viel teurer, sie waren auch noch nicht in bequemen Packungen
verfügbar, die das Malen auf Reisen einfach machen. Zugleich waren „Veduten“,
Ansichten der Reiseziele, umso begehrter, da Reisen noch einsame Höhepunkte im
Leben der Menschen waren.
Wer überhaupt reiste, tat das meist wenige Male im
Leben. Goethes Reise nach Italien dauerte zwanzig Monate, aber es blieb die einzige zu diesem Ziel. Wenn man die
Postkutsche benutzte, blieb das Gepäck überschaubar, und wann immer die
Künstler Skizzen anfertigten, benutzten sie die preisgünstigsten und am
einfachsten zu beschaffenden Mittel.
Sir Joshua Reynolds (1723-1792), spielende Kinder, Bister |
Man führte die Linien mit der Feder aus
und „lavierte“, sprich, verwusch die Schattierungen mit dem Pinsel und
verdünnter Farbe. Hierbei bot sich Sepia oder Bister, die Rußtinte, für die
malerischen Sujets an.
Reibsteine mit und ohne Gießtülle, Dose mit Tuscheblöcken, daneben ein Wassertropfer, Pinsel, Tuschproben |
Chinatuschbild aus dem 18. Jh. |
Inzwischen gibt es auch Chinatusche in der Flasche, die der Anforderung für Federzeichnungen angepasst ist.
Selbstverständlich
können Sie bei uns Chinatusche, Reibsteine und chinesische Kalligraphiepinsel
bekommen. Mit original Tintenfisch-Sepia und Holzkohlentinte ist es allerdings
etwas schwieriger. Die Aquarellfarben Elfenbeinschwarz (aus Tierknochenkohle) und Lampenschwarz (aus Ruß) sowie die dunklen Brauntöne Kasslerbraun und Van-Dyck-Braun beruhen
heute nicht mehr allein auf Kohlenstoff-Derivaten. Teils waren sie auch deshalb in der Vergangenheit instabil; Bitumen tendiert dazu, auch später im Bild unkontrollierbare Wanderungen zu unternehmen und wird deshalb nicht mehr in Malfarben verwendet. Ruß ist immer noch ein
wichtiger Grundstoff der dunklen Farbtöne, aber auch aus lichtechten Buntfarben
chemischer Herkunft werden Brauntöne zusammengesetzt, die die alten Naturstoffe
an Lichtechtheit übertreffen.
Als
Buntstift werden von Faber Castell die Farbtöne Sepia und Bister angeboten,
natürlich handelt es sich auch hier um moderne, deutlich braun getönte
Nachschaffungen der traditionellen Farbtöne.
Japanische und chinesische Tusche |
Über traditionelle Zeichentechniken mit der Feder finden Sie hier mehr.
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