Farbe der Woche: Gebrannte Siena
Mit diesem Farbton knüpfen wir an ein Thema an, das vor einigen Wochen besprochen wurde, an die Roten Erden. Aus der
Toscana bei Siena stammten ursprünglich zwei berühmte Erdfarben: Ein gelber
Ocker, Siena Natur benannt, und die durch Brennen hieraus gewonnene rotbraune
Variante, die Gebrannte Siena. Das im Kristall dieser Erde enthaltene Wasser
entweicht durch das Brennen bei hohen Temperaturen von bis zu 800°C. Es gibt
kaum noch Werkstätten, in denen solche Pigmente aus natürlichen Erden
hergestellt werden. Viele Lagerstätten in Italien und Frankreich sind erschöpft
oder der Abbau hat sich nicht mehr gelohnt -- immer mehr der natürlichen Erden
sind den synthetischen Farbstoffen gewichen. Die Farbnamen erinnern dennoch an
die Gewinnung und Fertigung in früheren Jahrhunderten.
Wenn Sie ganz sicher sind, einen echten, aus Erde gewonnenen Ocker als Pigment in Pulverform zu besitzen (und nur dann), können Sie aus gelbem Ocker einen etwas rötlicheren Ton gewinnen, wenn Sie ihn in einer Eisenpfanne hoch genug erhitzen. Um einen wirklich roten Ocker zu erhalten, müssen allerdings viel höhere Temperaturen erreicht werden. Aber ich habe es probiert, es funktioniert.
In
Frankreich belebt die Bewegung "Terres et Couleurs" die Nutzung der
natürlichen Ockerfarben seit 1995 mit einfachsten Mitteln. Farben werden aus
ungiftigen Grundstoffen hergestellt wie Mehl, Erdpigmenten und Leinöl --
bisweilen fragt man sich wirklich, ob die Handwerker Pfannkuchen oder Anstriche
erzeugen wollen. Das Ergebnis ist atemberaubend. Wer meint, dass Erdfarben
immer gedämpfte Tone sind, wird mit brillanten Gelb-, Orange- und Rottönen
konfrontiert.
Die
gebrannte Siena fällt dabei in die Kategorie der orange-braunen Töne. Sie ist
ein Lasurton und kann lebhaft und kräftig wirken, auf jeden Fall aber warm und
satt. Sie ist ein Lieblingspigment der Maler seit jeher. In der
Landschaftsmalerei stellt sie zum Beispiel Ziegelgebäude dar, in der Akt- und
Porträtkunst hilft sie beim Anlegen warmer Schatten oder gebräunter Teints.
Wir
berichteten schon über die Terra Sigillata, das Material für Gefäße, die in der
römischen Antike die Tafeln zierten. Ob man damals schon die
gesundheitsschädliche Wirkung von Bleiglasuren kannte, sei dahingestellt; die
römischen Töpfer setzten offensichtlich ihren Ehrgeiz darein, unglasierte
Gefäße so dicht und glatt zu produzieren, dass sie für Wein, Öl und Speisen
verwendet werden konnten, und das wurde erreicht, indem das halbtrockene (und
natürlich noch ungebrannte) Tongefäß im "lederharten" Zustand poliert
wurde. Es kann in diesem Zustand durch Abreiben mit einem Holz- oder
Knochenspatel auf Hochglanz gebracht werden, ohne dass eine Glasur verwendet
wird. Auf dieser Produktionsstufe kann es mit flüssigem Ton, sogenannter Engobe dekoriert oder auch mit eingeschnittenem Dekor versehen werden. Während der Ton noch weich ist, können Stempel verwendet werden, um die Oberfläche zu beleben.
So wie damals das warme Orangerot als höchst dekorativ empfunden wurde, schätzen die Maler der heutigen Zeit den Farbton Gebrannte Siena für Stadtansichten, Landschaften und für die Darstellung des menschlichen Körpers.
So wie damals das warme Orangerot als höchst dekorativ empfunden wurde, schätzen die Maler der heutigen Zeit den Farbton Gebrannte Siena für Stadtansichten, Landschaften und für die Darstellung des menschlichen Körpers.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Ihre Kommentare werden nach Ansicht vom Admin freigeschaltet. Danke!